Ausschnitt aus „Hotel Nirgendwo“. Von Ivana Simić Bodrožić

Ich erinnere mich an nichts, weiß nicht, wie es begonnen hat. Nur ein paar Gedankensplitter sind da. Geöffnete Fenster in der Wohnung, ein praller Sommernachmittag, die durchgeknallten Frösche vom Fluss Vuka. Ich schiebe mich an zwei Sesseln vorbei und singe vor mich hin. Wer sagt es, wer wagt es, uns so zu belügen, Serbien klein zu nennen, uns so zu betrügen. Mein Vater faltet die Zeitung zusammen, dreht sich zu mir um, und ich kann seine Nervosität förmlich spüren. »Was singst du denn da?«, fragt er. – »Nichts, das habe ich von Bora und Danijela gehört.« – »Ich will das nie wieder von dir hören. Ist das klar?« – »Ja, ist gut, Alter.« – »Was heißt hier Alter, elende Scheiße, ich bin dein Vater!«

Ivana Simić Bodrožić: Hotel Nirgendwo. Wien 2012.